
Die Arbeit mit den Heilschlüsseln kann tief berührende, manchmal sogar intensive Reaktionen auslösen – gerade dann, wenn ein Wortcode ein verdrängtes, unerlöstes oder noch nicht integriertes Thema anspricht. Diese Reaktionen sind kein „Fehler“ im Prozess, sondern Ausdruck des Heilimpulses, der durch den Code ins Feld tritt. Doch sie erfordern Wachsamkeit, Präsenz und eine klare innere Führung, um gut gehalten und begleitet zu werden.
Zunächst einmal ist es wichtig zu verstehen: Eine starke Reaktion – ob Tränen, Zittern, Druckgefühle, innere Bilder, emotionale Überschwemmung oder scheinbare „Unruhe“ – ist ein Zeichen dafür, dass etwas angesprochen wurde, das bislang im Verborgenen lag. Der Wortcode hat sozusagen eine innere Tür geöffnet, durch die nun ein Teil der verdrängten Geschichte an die Oberfläche kommt. In der Tiefe ist das ein gutes Zeichen. Aber es braucht den richtigen Umgang.
Als Therapeut oder Raumhalter ist es in diesem Moment besonders wichtig, nicht in Aktionismus zu verfallen. Es muss nichts „weg gemacht“ oder sofort beruhigt werden. Vielmehr geht es darum, einen stabilen Raum zu halten – mit liebevoller Präsenz, ruhiger Atmung und einem inneren Vertrauen in den Prozess. Häufig genügt es, beim Klienten zu bleiben, ihn ggf. zu erden, mit ihm zu atmen oder ihn spüren zu lassen: Du bist nicht allein. Es ist in Ordnung, was da kommt.
Dabei solltest du selbst sehr gut zentriert sein – sonst gerätst du möglicherweise in Resonanz mit dem Thema oder ziehst es in dein eigenes Feld. Ein klarer, innerlich ausgerichteter Therapeut strahlt Sicherheit und Orientierung aus – selbst wenn der Prozess chaotisch wirkt. Deine Haltung signalisiert dem System des Klienten: Es ist sicher. Du darfst dich öffnen. Du wirst gehalten.
Manchmal kann es sinnvoll sein, den Prozess durch leichte verbale Führung zu begleiten: „Spür mal, was sich zeigt … Atme hinein … Du musst nichts tun, nur beobachten …“ oder: „Du bist nicht mehr dort, du bist hier – im Jetzt.“ Auch eine sanfte energetische Erdung – etwa durch Kontakt an den Füßen, durch bewusstes Atmen oder das Sprechen eines stabilisierenden Codes – kann hilfreich sein. Wichtig ist: Bleibe klar, ruhig und empfänglich. Es geht um Begleitung, nicht um Kontrolle.
In Einzelfällen – etwa bei stark traumatisierten Personen oder bei Menschen, die wenig geerdet sind – kann ein plötzlicher emotionaler Ausbruch auch zur Dissoziation führen: also zum Abspalten, Wegtreten, innerlich „Wegschweben“. Dann ist es entscheidend, den Klienten wieder ins Hier und Jetzt zurückzuholen. Das kann durch festen Bodenkontakt, klare Ansprache, Körperkontakt (nur wenn gewünscht!) oder ein starkes energetisches Feld geschehen. Auch hier gilt: Du musst nicht alles wissen – aber du musst da sein.
Nach der Sitzung ist eine behutsame Integration besonders wichtig: Gib Zeit zum Nachspüren, ggf. zum Niederschreiben, Ruhen oder Erdung. Manchmal hilft ein warmes Getränk, eine kleine Bewegungseinheit oder eine sanfte Klangfrequenz. Auch ein klärendes Gespräch kann helfen, das Erlebte einzuordnen – nicht im Sinne einer Analyse, sondern als liebevolle Rückbindung an das Jetzt.
Wenn du den Eindruck hast, dass ein Prozess zu tief greift oder alte Traumata aktiviert wurden, ist es ratsam, die betroffene Person nicht allein zu lassen, ggf. nachzubegleiten oder – in schweren Fällen – therapeutische Zusatzunterstützung zu empfehlen. Die Heilschlüssel ersetzen keine Traumatherapie, können aber begleitend und stabilisierend sehr wirksam sein – sofern sie bewusst und verantwortungsvoll eingebettet werden.
Die wichtigste Regel in emotionalen Krisen bleibt: Präsenz vor Technik. Mitgefühl vor Methode. Vertrauen vor Aktion. Wenn du als Therapeut diesen inneren Raum halten kannst, geschieht oft genau das, was gebraucht wird – nicht mehr, aber auch nicht weniger.